Mit dem Wohnmobil durch Norwegen

Drei Freunde reisen mit dem Camper durch die beeindruckende Landschaft Norwegens mit herrlichen Ausblicken und Fjorden. Bilder, Eindrücke und Erfahrungen.

Erwartung von Norwegen

Jeder hat schon mal Norwegen gehört – und viel mehr habe ich mich ehrlich gesagt vor der Reise mit dem Land auch nicht auseinandergesetzt. Dennoch hat ja jeder schon die einen oder anderen Fotos gesehen, aus welchen sich eine Erwartungshaltung ergibt.

Ich erwartetet von Norwegen eine sehr beeindruckende Landschaft, vor allem die Fjorde dürften einzigartig sein. Außerdem relativ hohe Preise, da das Durchschnittseinkommen deutlich höher als in Mitteleuropa, konkret gegenüber Österreich, ist. Des weiteren stellte ich mir ähnlich wie an der Nordsee bzw. in Irland Hafenbars und sehr urige Pubs vor, in welchen die Nachkommen der Wikinger ihre Freizeit miteinander verbringen. Oftmals als „Vorzeigegesellschaft“ zitiert, erwartete ich ein besonders „gut funktionierendes“ und höchst modernes Land.


Aus den Fotos unserer Reise ist auch ein Kalender entstanden, der Lust auf mehr Norwegen macht. Reinschauen! 😉

Norwegens beeindruckende Landschaft

Warum ein Wohnmobil?

Ehrlich gesagt war ich noch nie zuvor mit einem Wohnmobil unterwegs. Bei diversen Campingurlauben in Italien erschien mir ein Wohnmobil auch eher unpraktisch als angenehm, jedenfalls im Vergleich zu einem Wohnwagen oder Zelt, die man am Campingplatz stehen lassen kann, und dann nur mit dem Auto beispielsweise eine Stadt besucht.

Das alles stimmt auch, jedoch scheint es so als wären Wohnmobile für den Einsatz in Norwegen erfunden worden: es gilt das Jedermannsrecht, das heißt man kann überall, solange man niemanden stört, einfach stehen bleiben und übernachten. (Dazu mehr im Beitrag Jedermannsrecht in Norwegen) Dem entsprechend kann man so flexibel durch die Landschaft fahren und wo auch immer stehen bleiben und übernachten – nicht umsonst wird Norwegen als das Paradies für Camper gesehen.

Wohin in Norwegen?

Nachdem der Süden ja sehr stark von Oslo geprägt ist, und das sicher selbst ein Städtetrip wert wäre, den man jedoch auch gerne als Pärchentrip machen kann, sind wir sehr schnell, auch aufgrund der direkten Flugverbindung, auf Bergen als Ausgangspunkt für unsere Reise gekommen.

Mit dem Wohnmobil soll es innerhalb einer Woche von Bergen hinauf Richtung Ålesund und auf einer anderen Route wieder zurück gehen. Anschließend noch drei Tage in der Stadt Bergen selbst und nach insgesamt 10 Tagen wieder retour nach Wien.

Absolute Empfehlung:
Der LonlyPlanet Reiseführer von Norwegen. Eigentlich die ganze Reise über hielten wir uns an diese Empfehlungen und wurden nie enttäuscht.

Die anderen Bücher und Reiseführer sowie Campingführer haben wir wenn dann nur als weiterführende Informationen verwendet.

Camper mieten in Bergen

Im April haben wir für die geplante Reise (Ende August 2019) das Wohnmobil reserviert und die Flüge sehr günstig gebucht. Den Camper haben wir online beim Anbieter motorhome.no ohne Anzahlung gebucht. Etwa ein Monat vor der Ankunft haben wir eine Rechnung bekommen und den Betrag online gezahlt.

Nachdem wir doch drei ordentliche Kerle sind, haben wir um 15.000 NOK (entspricht etwa 1.500€) für eine Woche einen Camper für 4 Personen gebucht. Auf der Webseite waren zum Buchungszeitpunkt nur Beispielbilder angeführt, uns blieb jedoch nicht mehr als dem Anbieter zu vertrauen.

Ankunft Bergen – Camper Rental

Da sich unser Flug von Ankunft um 8:00 Uhr in der Früh auf abends 21:00 Uhr verschoben hat, und auf der Rechnung von motorhome.no stand, dass wir das Wohnmobil nur während den Büroöffnungszeiten 10:00 Uhr bis 19:00 Uhr abholen können, haben wir über drei Wochen hinweg versucht, Kontakt mit der Filiale in Bergen aufzunehmen. Leider war dies bis zuletzt vor dem Abflug in keiner Weise möglich, wir waren also dementsprechend unsicher über die Situation.

Nach einem guten Flug kamen wir schließlich in Bergen, Norwegen gegen 21:00 Uhr an. Ungewohnt hell war es auf ersten Blick, da dort ja der Tag deutlich länger ist als in unseren Regionen Mitteleuropas. Der angebliche Vermieter ist laut GoogleMaps nur etwa 5 Gehminuten vom Flughafen entfernt, 10 Minuten also mit Gepäck. Wir waren mehr als nur gespannt was wir dort antreffen würden, oder ob wir über den Tisch gezogen wurden.

Zu unserem Erstaunen trafen wir auf einen sehr modernen Vermieter von Wohnmobilen, der sicher an die 30 Camper dort hatte, und sehr seriös und professionell aussah. Zum Glück hatte er noch offen und begrüßte uns mit „we were waiting for you“ – währenddessen klingelte dauerhaft das Telefon, welches jedoch nicht beachtet wurde.

Unser Challenger, für die kommende Woche ein treuer Begleiter

Nach einer etwa einstündigen Einführung übernahmen wir das Wohnmobil, fuhren zum nächstbesten Supermarkt der noch offen hatte, kauften Bier, Fleisch, Einweggrill und Sachen für das Frühstück und fuhren dank der Helligkeit noch gut zwei Stunden hinauf Richtung Norden.

Erstes Mal „Wild Campen“

Wir sind trotz Nachtbaustellen weit gekommen, von Bergen bis zum ersten großen Fjord und ab dort wollten wir eine Stelle zum Übernachten suchen. Bei strömendem Regen und einer sehr frischen Brise Wind und gefühlten 5 Grad kamen wir im Bjordal zum Stehen. Um 01:00 Uhr nachts warfen wir den Einweggrill an und aßen köstliche Koteletts, bevor wir die erste Übernachtung in unserem Gefährt angingen.

An die Küste

Auf Basis des schlechten Wetters im Landesinneren und einer besseren Vorhersage für die Küstenregion planten wir unsere Route. Die nördliche Küste ist mir von Norddeutschland und Holland bekannt: Leuchttürme, schöne Aussicht, große Schiffe, Hafenkneipen, Fischfang, etc… daher war das nächste Ziel über die Küste weiter in den Norden zu fahren.

Bei dauerhaftem Regen geht es von Fjord zu Fjord in Richtung Küste, vorbei an beeindruckenden Ufern, Wäldern und Bächen. Natürlich legten wir einige Fotostops ein.

Um auch mal wieder duschen gehen zu können, peilten wir den Campingplatz Efinor Krokane Camping an. Für insgesamt 250 NOK (rund 25€) bekamen wir einen herrlichen Stellplatz am Wasser und grillten mit unserem neu gekauften, kleinen Webergrill. (Dieser war günstiger als täglich zwei Einweggrill, auf welchen man nur begrenzte Möglichkeiten hat.)

Traumhafter Stellplatz mit Aussicht aufs… Meer?

Leider war wie bis zuvor nirgendwo eine Kneipe, ein nettes Abendlokal oder ähnliches vorhanden. In Norwegen am Land beschäftigt man sich offenbar eher privat mit anderen Landsleuten.

Zur Insel Vågsøya

Weiter geht es nach Norden, nächstes Ziel war Bremanger – tagsüber rein zum Fotografieren. Die eigentlich angepeilte Bucht erschien dann doch weniger spektakulär als erhofft, jedoch ergab sich oben am Pass ein traumhafter Ausblick über die Landschaft.

Ausblick auf die Insel Vågsøya

Hinunter den Pass ging es zur Fähre um auf die Insel Vågsøya überzusetzen. Ein ebenfalls wartender Einheimischer – im Auto sitzend und nichtstuend – informierte uns auf Nachfrage, dass die nächste Fähre erst in gut 50 Minuten käme. Rundherum gibt es leider nicht so wie man von Mitteleuropa annehmen würde keine einzige Bar oder sonstige Zivilisation.

Beeindruckende Landschaft, geflutet von Meerwasser

Auf der Insel angekommen, besuchten wir den von Wetter und Wasser interessant geprägten Felsen Kannensteinen, der dann doch etwas kleiner war als gedacht.

Ein beeindruckendes Schauspiel der Naturgewalten

Nach unserem Besuch suchten wir nach einem Platz um wieder „wild zu campen“, jedoch war es auf dieser Insel einfach unmöglich einen, dem Jedermannsrecht entsprechenden Platz, zu finden, welcher weit genug weg von der Zivilisation war. Nachdem wir einmal die ganze Insel abgefahren sind und mit dem Campingplatz vor Ort, welcher eher wie ein teurer Parkplatz war, unzufrieden waren, fuhren wir weiter über die Brücke ans Festland und landeten schließlich im Steinvik camping Oddbjørn Nygård.

Dort begrüßte uns ein herrlicher Ausblick auf die Fährlinie und ein traumhafter Sonnenuntergang – wären da nur nicht Millionen von gang ganz kleinen Fliegen gewesen, welche einem das Leben schwer machten. Nichts desto trotz grillten wir köstlichst.

Ålesund

Weiter geht es zum nördlichsten Punkt unserer Route: nach Ålesund. Da wir ja hauptsächlich die Stadt besichtigen wollten, nahmen wir den nächstgelegenen Stadtcampingplatz Volsdalen Camping von wo wir aus etwa 20 Minuten zu Fuß in die Stadt gehen konnten.

Mit Fotoausrüstung und Bier im Gepäck gingen wir natürlich auch hinauf zur Aussichtsplattform – die rund 450 Stufen, welche sich in jedem Falle auszahlten. Unten in der Stadt, welche übrigens von Studentenhousepartys nur so geprägt ist, gingen wir noch gut essen und trinken, bevor es in der Nacht wieder zurück zum Wohnmobil ging.

Geirangerfjord

Von Ålesund ging es bei regnerischem Wetter weiter zum wohl berühmtesten Fjord Norwegens, dem Geirangerfjord. Von unten gesehen war ich ehrlich gesagt zunächst einmal eher enttäuscht, da sich der Fjord nicht viel von den anderen, welche wir während dem Fahren gesehen haben, unterscheidet.

Zunächst: denn dann ging es mit unserem dicken Wohnmobil hinauf über die engen Kurven zum Aussichtspunkt, welcher den Fjord dann so richtig auf uns wirken ließ. Ein Fotografisches Zuckerstück der Natur.

Geiranger Skysslag

Doch es geht noch mehr: mit unserem Camper geht es weiter, fast eine Stunde Kurve für Kurve mehrere hundert Höhenmeter hinauf durch die immer karger werdende Landschaft Norwegens bis zum Gletscher. Ziel unserer Fahrt war ein relativ neu konstruierter Aussichtspunkt, der höchste, von welchem man auf den Geirangerfjord schauen kann. Eiskalt, windig, feucht – aber beeindruckend schön.

Nach einer mindestens genauso spannenden Fahrt wieder bergab mit dem Wohnmobil, übernachteten wir – mit Grillerei, sowieso – am Geiranger Camping gleich beim Hafen, um am nächsten Tag die Fähre durch den Geirangerfjord zu nehmen.

Einmal den Geirangerfjord abzufahren – wohl der Traum eines jeden Norwegentouristen. Von Geiranger ging es in der großen Fähre „geführt“ mit sehr interessanten Informationen durch die Sprechanlage nach Hellesylt, einem alten Wikingerhafen, wovon man heutzutage aber leider nichts mehr mitbekommt.

Loen

Weiter ging es nach Süden nach Loen, ganz konkret dorthin, wofür die Stadt berühmt ist und zwar zur steilsten, freihängenden Seilbahn Europas, Hoven. Ein imponierendes Gefühl wie im Aufzug den Berg hochzuschweben. Oben erwartet uns bei einem kühlen Bier ein atemberaubender Ausblick über die Fjordlandschaft Norwegens.

Nach einer kleinen Wanderung etwas weiter hinauf in Richtung einer Hängebrücke ergibt sich wie schon so oft aufs neue ein herrlicher Ausblick über die Natur und die Felsmassen Norwegens.

Norwegen wie aus dem Bilderbuch – Hoven

Aurlandsvegen

Weiter ging es Richtung Süden ins so genannte Aurland. Eine sehr karge und unbelebte Hochebene, welche man über eine gut ausgebaute Schnellstraße umfahren kann, oder eben so wie wir mit dem Camper mitten durch.

Ausland Hochebene – Natur Pur!

Es war so verlassen und karg, aber beeindruckend zugleich, sodass wir auch dort einsam und alleine wild gecampt haben und neben vorbeiziehenden Schafen gegrillt haben. Auch ein kurzes Bad im Gletschersee durfte beim Abenteuerurlaub nicht fehlen.

Wild Camping auf höchster Stufe

Am nächsten Tag machten wir noch einen kurzen Anstieg auf den Gletscher um die beeindruckende Landschaft auch aus der Nähe wahrnehmen zu können. Das war sicherlich der beeindruckendste Ort unserer Reise, wobei alle zusammen sich nichts schenken.

Flåmsbana

Weiter Richtung Süden geht es nach Flåm zur historischen Gebirgsbahn Flåmsbana für eine Panoramafahrt als Abschluss, bevor wir zurück nach Bergen kommen. Leider kam kurz zuvor ein Kreuzfahrtschiff mit reservierten Tickets, an einen Platz an diesem Tag war nicht mehr zu denken.

Bier im Ægir BryggeriPub

Bei einem Bier im Ægir BryggeriPub legten wir unsere weitere Route in Richtung Süden fest. Nachdem wir zufällig im Tourismusort Flåm in so ein urtümlich wirkendes Lokal gestoßen sind, suchten wir nach einem Wikingerdorf. Zufällig liegt noch genau auf unserer Route ein Dort, welches wir nach einem kurzen Einkauf für unser letztes Mal Grillen ansteuerten.

Wikinger Dorf Njardarheimr

Unter dem Titel „Wikinger Dorf“ suchten wir nach einem Museum oder ähnlichem und fanden tatsächlich das wohl passendste was man sich nur vorstellen kann: Njardarheimr, The Viking Experience nur wenige Kilometer entfernt.

Anders als in einem herkömmlichen Museum lebt dieses Wikinger Dorf nach alten Traditionen weiter. Nach einem kleinen Eintritt haben wir eine sehr interessante und kurzweilige Führung durch die Geschichte und die Handwerkskunst der Wikinger macht – nur empfehlenswert! Spannend ist, dass hier tatsächlich Handwerker und Wikingerbegeisterte aus aller Welt herkommen, um einige Monate als Wikinger zu leben.

Camper Rückgabe

Nach einer unkomplizierten Zwischenübernachtung und der letzten Grillerei unserer Reise mit dem Wohnmobil ging es nach einer Woche wieder zurück nach Bergen zum Wohnmobilvermieter. Nachdem wir unseren sehr braven Camper ordentlich gesaugt haben, war die Rückgabe genauso unkompliziert wie die Übernahme zu Beginn unserer Reise.

Bergen

Nachdem wir eine kleine Wohnung mit herrlicher Dachterrasse über booking.com bezogen haben, gingen wir los in die Stadt, in welcher wir die nächsten drei Tage vergingen werden. Erste Station war – natürlich – der berühmt, berüchtigte Fischmarkt von Bergen, wo wir nach einem Bummel über den Markt das erste Bier in Bergen gönnten.

Beim Checken der E-Mails kamen wir schließlich drauf, dass Wizz-Air den Flugplan geändert hat, und wir erst drei Tage später nach Hause fliegen würden. Da dies bei mir persönlich mit meinen Terminen zu Hause nicht vereinbar war, musste ich notgedrungen den nächstbesten Flug am gleichen Tag am Abend in Anspruch nehmen. Die anderen beiden hatten keine wesentlichen Termine in der Heimat und planten den kostenlosen Flug am Freitag zu nehmen.

Bis dahin waren jedoch noch wenige Stunden in Bergen zu genießen und die Reise zwar abrupt aber bei herrlichem Sonnenschein, gutem Bier und malerischen Ausblick auf die noch zu erkundende Stadt Bergen ausklingen zu lassen.

Rückflug & Resümee

Mit dem Taxi ging es um umgerechnet 60€ wieder in Richtung Flughafen um dann im Flugzeug die gemachten Fotos zu überspielen und bekommene Eindrücke niederzuschreiben, so wie auch dieser Artikel entstanden ist.

Nochmals Absolute Empfehlung:
Der LonlyPlanet Reiseführer von Norwegen, an den wir uns die ganze Reise über hielten und nie enttäuscht wurden. Ist zwar einer der teuersten Reiseführer, aber definitiv sein Geld wer.

Die Reise hat nicht nur uns drei persönlich noch um einiges mehr zusammengeschweißt, sondern auch eine Menge atemberaubende Eindrücke der Landschaft und Natur mitgebracht. Des weiteren aber natürlich auch die eine oder andere Erkenntnis über Land und Leute von Norwegen, welche definitiv einen eigenen Artikel wert sind, und zu dem ich Interessierte gerne einladen möchte.

4 Antworten auf „Mit dem Wohnmobil durch Norwegen“

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